Zeugnisse Dr. Peter Rieve "Verehrter Heiliger Vater! Es ist jetzt etwa fünf Jahre her, dass ich Ihnen einmal in Rom begegnet bin. In einem kurzen Gespräch hatten Sie mich gefragt, ob ich Seminarist sei. Damals musste ich Ihre Frage mit „Nein“ beantworten. Und heute stehe ich hier als Priesterkandidat des Erzbistums Köln vor Ihnen, um über meine Berufung zu sprechen. Das Eigentliche dieser Berufung bleibt im letzten unaussprechlich, ein Geheimnis zwischen dem rufenden Gott und dem eigenen Innern, in das ich zwar tiefer eindringen kann, das aber auch ich wohl nie ganz werde ergründen können, ganz zu schweigen davon, dass ich es jetzt angemessen in Worten ausdrücken könnte. Ich möchte lediglich versuchen, wenigstens einige Stationen meines Berufungsweges anzudeuten. Da ist zunächst die Prägung durch meine Heimatpfarrei, in der ich als Ministrant, bei der Kirchenmusik und in der Jugendarbeit aktiv gewesen bin. Besonders hervorheben möchte ich die Priester, denen ich dort begegnen durfte. Das authentische Zeugnis ihres schlichten priesterlichen Lebens steht mir noch heute als Maßstab vor Augen. Ich habe das Glück, dass aus meiner Gemeinde im Laufe der Jahre eine Reihe von Priestern hervorgegangen ist; in den letzten 30 Jahren waren es sieben. So konnte ich erleben, wie befreundete junge Männer mit ihrer Berufung Ernst gemacht haben. Ihr Geleit ist eine große Hilfe für meinen eigenen Berufungsweg bis heute. Vor dem Abitur habe ich seinerzeit durchaus erwogen, einen geistlichen Beruf zu ergreifen. Aber ich sah mich damals nicht in der Lage, eine Lebensentscheidung von einer solchen Tragweite treffen zu können. So habe ich zunächst ein Studium im technischen Bereich begonnen und mit der Promotion abgeschlossen. Für etwa zehn Jahre war ich als Ingenieur tätig und habe dabei unter anderem ein Unternehmen mitgegründet und mitgeleitet. Mit den Jahren jedoch verstärkten sich die Zweifel, ob der eingeschlagene Weg der richtige sei. „Wofür setze ich mein Leben ein? - Was will Gott für mein Leben?" Diese Fragen haben mich lange beschäftigt, bis sich schließlich die Einsicht verfestigte, dass Gott etwas anderes mit mir vorhat. Aber wegen meiner beruflichen Verantwortung musste ich die Verwirklichung meiner Berufung zunächst aufschieben. Erst nach einiger Zeit öffnete sich der Weg. Auch zu diesem Zeitpunkt blieben manche Fragen: „Soll ich die Sicherheiten des Berufes aufgeben und die Brücken hinter mir abbrechen?“ Das Vertraute zurückzulassen, mit 35 Jahren noch einmal neu aufzubrechen, dies war keine leichte Entscheidung. Aber im Vertrauen auf den Gott, der uns seinen Beistand zugesichert hat, habe ich dann diesen Schritt gewagt. Seit 2 Jahren bin ich jetzt auf dem Weg, auf dem ich Gelegenheit hatte, meine Berufung weiter reifen zu lassen und auch kritisch zu prüfen. Auch jetzt trägt mich die Zuversicht, dass Gott mich weiterhin führen wird auf seinem Weg. " Dr. Peter Rieve |